Klimawandel und Energiewende – Voraussetzungen für einen zukunftsfähigen Gebäudebestand
Fridays for Future und Jahrhundertsommer prägten die gesellschaftliche Debatte der vergangenen Jahre und so wurde der Klimawandel zum Megathema unserer Zeit. Für 2050 hat sich Europa die Klimaneutralität auf die Fahne geschrieben. Als Zwischenziel will Deutschland seinen Ausstoß von Treibhausgasen bis 2030 um 55 Prozent gegenüber 1990 reduzieren. Für den Gebäudesektor stehen rund 67 Prozent Reduzierung gegenüber 1990 auf dem Plan.
Für die über 1 Millionen Wohnungen in den Beständen der im VdW Rheinland Westfalen organisierten Unternehmen und Genossenschaften ergeben sich daraus große bautechnische Herausforderungen. Auch wenn in den letzten Jahrzehnten einige Bestandsgebäude energetisch ertüchtigt wurden, stehen bis zur Erreichung der Klimaziele in der Wohnungswirtschaft dennoch umfangreiche Sanierungsmaßnahmen begleitet von erheblichen Kosten auf der Agenda.
Die Wohnungswirtschaft wird den Paradigmenwechsel vollziehen müssen, nicht mehr ausschließlich in flächenbezogenen Energieverbrauchswerten zu denken, sondern insbesondere auch absolute CO2-Minderungsziele zu verfolgen. Wärmeschutz ist somit neu zu denken und Klimaschutz als Chance zu verstehen. Das Ziel ist klar mit CO2-Vermeidung und der damit einhergehenden Verringerung von Klimakosten zu beschreiben.
Mit der Dekarbonisierung übernimmt die Wohnungswirtschaft, Verantwortung für spätere Generationen. Dabei haben die Unternehmen und Genossenschaften weiterhin die gesellschaftliche Aufgabe zu erfüllen, bezahlbaren Wohnraum anzubieten. Dieses Spannungsfeld wird den Umgang mit Wohnraum und Gebäudebestand zukünftig prägen.
Um diese Ziele zu erreichen, sind folgende Aspekte zu berücksichtigen:
Energieeffiziente und insbesondere CO2-sparende Technologien wie Solarenergie, aber auch effiziente Brennwerttechnologien und Fernwärme sollten stärker gefördert werden.
Bei der Förderung von Maßnahmen zur energetischen Sanierung sollten stets auch Masseneffekte berücksichtigt werden, denn eine häufigere Umsetzung energetischer Maßnehmen in der Breite bringt insgesamt mehr Einsparungen als hocheffiziente Maßnahmen bei einzelnen Objekten.
Die CO2-Bepreisung sollte sozialverträglich ausfallen. Alle Beteiligten sollten in die Verantwortung genommen werden und die Kosten dieser wichtigen gesellschaftlichen Aufgabe gemeinsam tragen.
Die dezentrale Erzeugung von klimafreundlicher Energie sollte derart gefördert werden, dass sie für Wohnungsunternehmen langfristig wirtschaftlich ist. Steuerliche Hemmnisse sind abzubauen.
Die Wohnungswirtschaft muss davon profitieren, wenn ihre Maßnahmen in anderen Sektoren zu CO2-Einsparungen führen. Technologien, die im Gebäudesektor eingesetzt werden und andere Sektoren bei der Dekarbonisierung unterstützen, sollten daher tatkräftig gefördert und so der Wohnungswirtschaft Anreize geboten werden, in eben solche Technologien zu investieren.
Der Einsatz von klimafreundlichen Baustoffen und von Maßnahmen, die die Biodiversität und Resilienz im Quartier unterstützen sollten durch Land und Kommunen konsequent gefördert werden. Die dadurch erreichten CO2-Einsparungen sollten in der Gesamtbilanz anerkannt werden.
Es sollten kurz- und langfristig umfangreiche Finanzmittel zur Verfügung gestellt werden, um Energiewende und Dekarbonisierung im Gebäudesektor zu ermöglichen und die Bezahlbarkeit von energetischen Maßnahmen sicherzustellen, damit auch in Zukunft die Mieten bezahlbar bleiben.
