Viele Gespräche rund um die Dekarbonisierung und Transformation
Gemeinsam mit den Standpartnern von der Architektenkammer NRW, der landeseigenen NRW.Bank, NRW.Urban, NRW.GlobalBusiness und dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb Nordrhein-Westfalen bildete der Verband den NRW-Landesstand, an dem zahlreiche Messebesucherinnen und -besucher interessiert den wohnungspolitischen Gesprächen zuhörten. Die wohnungspolitischen Talks der drei Messetage bewegten sich vor allem um wichtige aktuelle Themen wie Nachhaltigkeit, Klimaschutz, Bezahlbarkeit, aber auch Digitalisierung und Innovation im Bereich Bauen und Wohnen.
Am rheinland-pfälzischen Landesstand war der VdW Rheinland Westfalen erstmalig ebenfalls dabei, um im Austausch mit Gesprächspartnern aus unterschiedlichsten Bereichen die Positionen der rheinland-pfälzischen Wohnungswirtschaft zu vertreten.
Mit mehr Holz zu mehr bezahlbaren und klimagerechten Wohnungen?
Der erste Talk des VdW Rheinland Westfalen beschäftigte sich mit den Potentialen des Baustoffes Holz für den bezahlbaren und klimagerechten Wohnungsbau. Unter der Moderation von Prof. Dr. Daniel Kaltenofen diskutierte Verbandsdirektor Alexander Rychter gemeinsam mit NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach, Eva Weiß, Geschäftsführerin der Buwog Bauträger GmbH und der Geschäftsführerin der Koalition für Holzbau, Sun Jensch, die Vorteile und Herausforderungen bei der Nutzung des Baustoffes sowie vor allem die noch bestehenden normativen Hemmnisse und deren Auswirkung auf die Baukosten. Eva Weiß berichtete von den Vorteilen des Baustoffes im Rahmen der Projektentwicklungen der Buwog, vor allem mit Blick auf die CO2-Gesamtbilanz der Gebäude sowie der guten Materialverfügbarkeit, des Vorfertigungsgrades und nicht zuletzt auch des positiven Raumgefühls in den Gebäuden.
Wohl aber benötigt der Holzbau Anpassungen in den Planungs- und Bauprozessen. Sun Jensch verwies auf eine kürzlich fertiggestellte Marktstudie, nach der die Holzbauquote derzeit mit 2,5 % sehr gering sei. Gerade NRW als waldreiches Land hat noch große Ausbaupotentiale, hier schlagen im Wohnungsbau aber vor allem die höheren Kosten u.a. für den Brandschutz zu Buche. Holz darf verbaut werden, soll aber nicht sichtbar sein. Eine Anpassung der bestehenden Musterholzbauverordnung würde hier die Attraktivität für Bauherren enorm steigern. NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach verwies auf die aktuellen Anpassungen im Bereich der Landesbauordnung, welchen den Einsatz von Holz vereinfachen wird und die Möglichkeit der Förderung von Holzgebäuden im Rahmen der öffentlichen Wohnraumförderung des Landes NRW. Alexander Rychter betonte die Notwendigkeit der Mitgliedsunternehmen und -genossenschaften schnell bezahlbaren und klimagerechten Wohnraum zu schaffen. Holzgebäude können dazu einen wichtigen Beitrag leisten. Die Rahmenbedingungen in Nordrhein-Westfalen sind grundsätzlich gut, es muss aber weiterhin über die normativen Kostentreiber diskutiert werden, mit dem Ziel, diese zu verringern und das volle Potential von Holz für bezahlbares und klimagerechtes Wohnen auzuschöpfen.
Dekarbonisierung und Klimaschutz in Serie
Auf die Wohnungsunternehmen und -genossenschaften kommen auf dem Klimapfad bis zur Klimaneutralität im Jahr 2045 enorme Investitionen für Bestandsmaßnahmen zu. Die notwendigen Modernisierungsquoten lassen sich nur durch effizientere und effektive Methoden erreichen, mit den konventionellen Methoden wird es schwierig. Deshalb wurde am NRW-Stand das Thema der seriellen Sanierung von VdW-Verbandsdirektor Alexander Rychter, dem Geschäftsführer des Unternehmenes Renowate, Andreas Miltz, Uwe Bigalke als Teamleiter der Deutschen Energie Agentur (dena) und Norbert Riffel, Geschäftsführer der VBW Bauen und Wohnen GmbH, dem kommunalen Wohnungsunternehmen Bochums, die bereits Erfahrungen mit dem Ansatz sammeln konnten, aufgegriffen und diskutiert.
Im Mittelpunkt des Talks standen die konkreten operativen Erfahrungen zur Weiterentwicklung des Ansatzes und die Möglichkeiten der großmaßstäblichen Anwendung, auch bei unterschiedlichen Gebäudetypen. Gerade die Digitalisierung des Verfahrens samt Vermessung und Produktion birgt Effizienzvorteile im Vergleich zum üblichen Verfahren energetischer Modernisierungen. Einstimmig gelobt wurden die angepassten Förderinstrumente auf Bundes- und Landesebene. Jetzt kommt es darauf an, den Ansatz weiter in die Breite zu tragen und den Klimaschutz durch das serielle Sanieren auch wirklich in Serie zu bringen. Auch hier spielt Holz als nachhaltiger und vielseitig einsetzbarer Baustoff eine wichtige Rolle.
Fachkräfte für das Wohnen der Zukunft schon heute finden
Der dritte Tag der EXPO REAL 2023 stand im Zeichen des „Career Day“: Die Branche nutzte die Möglichkeit und informierte rund um die verschiedenen Berufsbilder und Tätigkeiten in der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft.
Die sozial orientierte Wohnungswirtschaft ist ein attraktiver Arbeitgeber für ausgebildete Fachkräfte, aber auch für junge Nachwuchskräfte, die sich für das Wohnen von Morgen interessieren und sich bei den großen Herausforderungen, welche die Mitgliedsunternehmen und -genossenschaften in den nächsten beiden Dekaden bewältigen wollen, aktiv als Gestalterinnen und Gestalter einbringen möchten.
Die Tätigkeitsfelder sind vielfältig – eben wie die Prozesse, die rund um den komplexen Bereich „Bauen und Wohnen“ kreisen. Ob bei der Planung eines neuen Wohnquartiers, der Modernisierung von bestehenden Wohngebäuden, dem gesamten Themenkomplex der Klimaneutralität bis hin zum Sozialmanagement und dem direkten Kontakt zu Mieterinnen und Mietern – die Verbandsmitglieder haben einiges zu bieten, wenn es um die Ausbildung von Fachleuten für bezahlbares und klimagerechtes Wohnen geht.
München 2023: Was bleibt?
Dekarbonisierung, serielle Sanierung und modulare Bauweise, Digitalisierung und Automatisierung im Neubau und Bestand – die zahlreichen Besucherinnen und Besucher sowie die vielen Unternehmen, Verbände und Institutionen an den Ausstellerständen konnten in einer herausfordernden Phase für bezahlbares und klimagerechtes Wohnen einerseits neue Eindrücke zu Innovationen im Bereich Bauen und Wohnen mitnehmen, aber auch im direkten Gespräch mit politischen Akteuren und Vertretenden aufzeigen und diskutieren, wie der Wohnungsbau wieder vorankommen kann.