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„Die Transformation zur Klimaneutralität ist nur mit gut ausgebildeten Fachkräften möglich“

Interview mit Karl-Josef Laumann, NRW-Landesminister für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS): als für den Arbeitsmarkt zuständiges Ministerium ist das MAGS NRW ein wichtiger Akteur bei der Sicherung bestehender und der Gewinnung zukünftiger und ausländischer Fachkräfte. Der Verband sprach mit NRW-Landesminister Karl-Josef Laumann über den Fachkräftemangel in Nordrhein-Westfalen, mögliche Lösungsansätze und Zukunftsperspektiven.

VdW: Wie viele Arbeitskräfte fehlen derzeit in NRW insgesamt, aber auch im Bereich Bauen und Wohnen?

Karl-Josef Laumann: Bereits jetzt ist die Situation in vielen Branchen angespannt. In den nächsten zehn Jahren scheiden alleine in Nordrhein-Westfalen über eine Million Beschäftigte aus Altersgründen aus dem Arbeitsmarkt aus. Und es kommen weniger junge Menschen nach. Nordrhein-Westfalen erlebt gleichzeitig Entwicklungen, die zusätzlichen Druck auf die Fach- und Arbeitskraftnachfrage ausüben. So ist zum Beispiel die Transformation zur Klimaneutralität nur mit gut ausgebildeten Fachkräften möglich.

In der Bauindustrie ist die Anzahl der Beschäftigten in den letzten Jahren zwar konstant gestiegen und hat im Jahr 2022 mit über 330.000 Arbeitnehmenden einen neuen Höchststand erreicht. Aber auch die Baubranche wird vom demographischen Wandel nicht verschont bleiben.

Um u. a. diese Herausforderungen anzugehen, hat die Landesregierung die „Fachkräfteoffensive Nordrhein-Westfalen“ ins Leben gerufen. Im Zuge der Fachkräfteoffensive schaffen wir neue Angebote und verbessern bestehende Programme. Unser Ziel ist, die große Vielzahl von Angeboten aus den verschiedensten Ressorts der Landesregierung noch stärker auf die Bekämpfung des Fachkräftemangels auszurichten.

So zahlen wir als Landesregierung beispielsweise ab Mitte des Jahres 2023 2.500 Euro für eine erfolgreich abgelegte Meisterprüfung. Um dem Mangel an Fachkräftenachwuchs zu begegnen, werden wir zum 1. Juli 2023 zudem das neue landesweite Programm „Ausbildungswege NRW“ starten. Hiermit sollen unversorgte ausbildungsinteressierte Menschen für die duale Ausbildung gewonnen werden.

Klar ist aber auch: Die Bekämpfung des Fachkräftemangels ist nicht allein Aufgabe der Politik. Ohne Ideen und Initiativen aus der Wirtschaft wird es nicht gehen.

VdW: Wie wichtig ist die Einwanderung von Fachkräften in NRW?

Karl-Josef Laumann: Zur Sicherung des Wohlstands braucht es Fachkräfte, die aus dem Ausland zu uns kommen. Dabei stehen wir im globalen Wettbewerb mit anderen Ländern. Wohin es Fachkräfte zieht, ist von mehreren Faktoren abhängig, zum Beispiel den beruflichen Chancen, Arbeitsbedingungen, Verdienstmöglichkeiten und Perspektiven für die Angehörigen. Wir sind ein attraktives, innovatives, vielfältiges Land. Dennoch müssen wir weiter daran arbeiten, dass ausländische Fachkräfte schneller und unbürokratischer ankommen und durchstarten können. Und das machen wir auch. Im Bereich der Pflege- und Gesundheitsberufe haben wir bereits gute Erfahrungen mit einer Zentralisierung der Anerkennungsverfahren gemacht.

VdW: Welche Möglichkeiten bietet das Land Nordrhein-Westfalen, um Fachkräfte aus dem Ausland zu gewinnen?

Karl-Josef Laumann: Die konkrete Anwerbung von Fachkräften ist in erster Linie Aufgabe der Arbeitgeber. Private Arbeitsvermittler oder staatliche Stellen wie die Zentrale Auslandsvermittlung der Bundesagentur für Arbeit unterstützen dabei. Als Landesregierung können wir Rahmenbedingungen schaffen, um die Anwerbung und Einwanderung von ausländischen Fachkräften möglichst unkompliziert zu machen. Im Bereich der Pflege arbeiten wir beispielsweise daran, dass die Anträge aus dem Ausland digital gestellt werden können. Dies gilt es aber auch in anderen Berufsbereichen stärker umzusetzen.

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Das Interview mit NRW-Landesminister Karl-Josef Laumann ist auf den Schwerpunktseiten des VM 05/23 erschienen. Dort finden sich weitere informative und spannende Beiträge rund um das Thema Fachkräftemangel, mit dem besonderen Augenmerk auf der Wohnungswirtschaft – sowie alle weiteren News, Trends und Themen aus der Branche.

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